Es ist nie eine gute Idee, Accounts, die Rückschlüsse auf einen selbst zulassen, für seine Recherchen zu verwenden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit in Sozialen Netzwerken Rechercheaccounts anzulegen.
Zuallererst muß man sich die Frage stellen, wofür man diesen Account einsetzten will. Soll es ein Account sein, der passiv mitliest und möglichst von den Betreibern Sozialer Netzwerke nicht erkannt oder gesperrt wird. Oder soll es ein Account sein, der versucht in Gruppen und Freundeskreise der Zielperson einzudringen. Denn je nach dem ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an den Fake-Account.
Gemeinsam haben beide Arten von Accounts, dass man plausible, möglichst häufig vorkommende Namen verwenden sollte, die es einem ermöglichen in der Masse unterzugehen. Für deutsche Profile bieten sich somit Nachnamen wie Maier, Müller oder Schulze an. Falls man einen ausländischen Namen benötigt, kann man Dienste wie Behind the Name verwenden, dabei sollte man aber auf jeden Fall „avoid rare“ anhaken. Diese Dienste erzeugen oft auch noch einen kleinen Lebenslauf mit Geburtsdatum u.ä. Derartige Angaben sind für einfache Rechercheaccounts nicht sonderlich relevant, schaden aber auch nicht.
Schwieriger ist schon die Frage nach dem Profilbild zu beantworten. Sollte man für den Account kein Bild von einer Person benötigen, sollte man auch keines einstellen. Am besten nimmt man selbst geschossene Fotos, damit deren Urheber nicht mit Bilderrückwärtssuchen gefunden werden kann. Sollte man jedoch ein Bild einer Person benötigen ist die Sache schon schwieriger.
Man könnte natürlich auf die Idee kommen, frei verwendbare Stock Fotos zu nutzen. Diese sind in der Regel aber mit Bilder-Rückwärtssuchen auffindbar. Für Accounts, die nicht der reinen Recherche dienen sind sie daher ungeeignet. Bei reinen Recherche-Accounts, die lediglich die Betreiber des Sozialen Netzwerks von einer Löschung des Profils abhalten sollen, kann man über die Verwendung nachdenken. Es ist eine gute Idee, Änderungen am Bild vorzunehmen (Spiegeln, Zuschneiden, Farbe etc.) um das Wiederauffinden durch Bildersuchmaschinen zu erschweren.
Nicht rückverfolgbare Fotos kann man sich natürlich auch mit einer KI erzeugen. Der bekannteste Anbieter solcher Fotos ist Thispersondoesnotexist. Diese KI-Bilder haben derzeit aber noch oft deutliche Fehler, so dass viele der Bilder leicht als KI-erzeugt erkennbar sind. Kyle McDonald hat dazu einen ausführlichen Artikel mit vielen Beispielen geschrieben. Und bei Which Face is real und Human or AI Game kann man auch selber das Erkennen derartiger Bilder üben.
Leider gibt es auch diverse Nachahmerdienste, die lediglich vortäuschen eine KI im Hintergrund zu haben. Als Thispersondoesnotexist eine Weile offline war, habe ich ein Video gedreht, in dem ich u.a. zeige, wie diese Dienste erkannt werden können.
Der Vorteil von so einem Dienst ist, dass man ein nicht rückverfolgbares Bild einer Person erhält. Der Nachteil ist, man erhält genau ein Foto in einem quadratischen Format, bei dem Mund und Augen immer an der selben Stelle sind. Diesen Umstand macht sich Am i Real von SEINT zu nutze, um derartige Bilder zu erkennen. Außerdem gibt es für den Chrome Browser ein Addon, welches Fotos von Thispersondoesnotexist recht zuverlässig erkennt. Auch KI-Erkennungs-Kien wie AI or Not, Hive oder Illuminarty erkennen unveränderte Thisperson- und andere KI-Bilder recht zuverlässig.
Eine interessante Alternative hat das Künstlerkollektiv PENG demonstiert, indem es zwei Bilder miteinander „verschmolzen“ hat um einen Reisepass zu beantragen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man so unterschiedliche Fotos erzeugen kann. Wenn man allerdings mit Bildbearbeitungssoftware nicht sonderlich bewandert ist, muss man sich auf Online Dienste wie Morph Thing oder Face Merging verlassen.
Mittlerweile gibt es auch weitere KI-Möglichkeiten Bilder zu erzeugen. Mit Openjourney kann man textuell beschreiben, was auf einem Bild zu sehen sein soll. Die KI zeichnet dann anhand der Angaben ein Bild. Um die Ergebnisse zu verbessern, kann man auch KIen wie ChatGPT, You.com, Bard o.ä. bitten, eine Anweisung für ein Bild zu erstellen. (Ja, ich weiß, es wurde kein richtiger Promt geschrieben. Aber sieh selbst, was rauskommt)
Dieser Promt von you.com wirft bei Openjourney folgendes Bild aus:
Wenn Du einen wirklich guten Fake-Account anlegen willst, möchte ich hier auf einen Artikel von Technisette, Sector035, Micah Hoffman und Dutch_OsintGuy verweisen, der auf viele weitere Details eingeht.
Wichtiger Hinweis: Verwende nie den selben Browser für unterschiedliche Accounts. Die Betreiber sozialer Netzwerke können deinen Browser erkennen und somit Zusammenhänge zwischen den Accounts herstellen. Abhilfe schaffen entweder der Einsatz von virtuellen Maschinen oder von portablen Browsern. Zu diesem Thema habe ich bereits einen Artikel geschrieben.