SOCMINT steht für Social Media Intelligence. Es ist eine Teildisziplin von OSINT. Es beinhaltet das Sammeln, Auswerten und Darstellen von Inhalten die Nutzer auf Social Media Plattformen hinterlassen. Wie auch OSINT ist SOCMINT eher ein Prozess, daher können die Informationen, die ich in meinem Artikel über OSINT schrieb eins zu eins übertragen werden.
Soziale Medien können eine tolle Quelle für schnelle Information sein. Twitter, hat sich vor der Übernahme von Elon Musk gerade darin ausgezeichnet, dass zu Ereignissen innerhalb von Minuten Fotos, Videos und Augenzeugenberichte gefunden werden konnten. Leider gibt es inzwischen eine Vielzahl von Menschen und Bots die gefälschte Inhalte zu diesen Ereignissen auf X (ex Twitter) einstellen, so dass es viel Zeit benötigt um die Spreu vom Weizen zu trennen. Ein schneller Überblick ist so leider nicht mehr möglich.
Durch die Beobachtung einschlägiger Gruppen in Sozialen Netzwerken, können frühzeitig Informationen über Aktionen gewonnen werden. Leider sind nicht alle Gruppen leicht auffindbar. Für manche benötigst Du auch eine Einladung oder Du musst Nachweise erbringen, bevor Du die Gruppe betreten darfst.
In Philadelphia gelang es 2023 der Polizei, durch das Beobachten von Social Media, frühzeitig von Plünderungen zu erfahren und dagegen vorzugehen. Auch in Deutschland sind solche Phänomene zu beobachten, dass sich Gruppen über ihre Aktionen in Social Media austauschen. Die berühmten „Spaziergänge“ wurden in der Regel über Telegram-Gruppen organisiert.
Informationen in diesen Gruppen, die ggf. nicht öffentlich sind, also erst durch das Beitreten lesbar werden, können datenschutzrechtliche Überlegungen auslösen. Natürlich spielen bei diesen Überlegungen die Größe einer Gruppierung und die Zugangshürden eine Rolle. Eine große Gruppe mit einer niedrigen Hürde wie, dass man einen Zutritt beantragen muss, der dann sofort gewährt wird, ist vermutlich eher als Öffentlichkeit anzusehen als eine kleine Gruppe, die gewisse Nachweise verlangt. Wenn es für Deine Recherche wichtig ist, solltest Du dir im Zweifel rechtlichen Rat einholen. Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein hat dies in Bezug auf Polizeiarbeit 2012 eingeordnet. Ich denke an diesen Überlegungen kann man sich grundsätzlich orientieren. (Ich bräuchte echt mal einen Anwalt, der solche Passagen für mich schreibt – ich kann nur versuchen das als Laie nachzuvollziehen)
Wenn Du den Namen einer Person hast, ist einer der ersten Schritte natürlich zu prüfen, ob Du Accounts in Sozialen Medien findest und was diese Person dort teilt. Du erhältst ggf. aktuelle Fotos, Geburtsdatum, Orte, Freunde und vieles mehr. In Zeiten vor Social Media hättest Du hierzu vielleicht die Nachbarschaft befragen müssen, heutzutage kannst Du das von seinem PC aus erledigen.
Menschen teilen, kommentieren und liken Postings. Sofern diese Postings nicht von Influenzern stammen (und damit meine ich auch Journalisten, Forscher, Professoren etc), besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass sich die zwei Personen kennen. Natürlich gibt es auch reine Internetbekannte – das bringt Social Media so mit sich. Aber insg. suchen die Leute ja erstmal Menschen, die sie kennen. Und dann werden natürlich auch deren Beiträge geliked, geteilt und kommentiert.
Vielleicht findet man auch nahe Verwandte wie Kinder oder Eltern, die auf Social Media sind. Nur weil es die Person, über die man recherchiert, nicht zu finden ist oder das Profil zugenagelt hat, heißt das ja nicht, dass man über diesen Umweg nicht doch wieder an Informationen kommen kann.
Arten von Sozialen Netzwerken
Ich hab mal versucht die Sozialen Netzwerke etwas zu kategorisieren. Das ist aber vermutlich auch nur ein unvollständiger Überblick, aber es zeigt, wie vielfältig die Welt der Sozialen Netzwerke ist:
- Microblogging: Bsp: Twitter/X, Mastodon, Bluesky
- Videosharing: Youtube, Vimeo, Freetube
- Blogs: Blogspot, Medium, selbstgehostet
- Mediasharing: Instagram, Tiktok, Flickr
- Bildsharing: Pinterest, StumbleUpon
- Social Gaming: Xbox Live
- Beziehungsnetzwerke: Facebook, Linkedin, XING
- Diskussionsforen: Reddit, Quora
- Interessensbasierte: Musikforen, Spieleforen
- Rezensionen, Google Maps/Places, Foursquare, Amazon
- Imageboard: 4chan, 8kun
- Messenger: Telegram, Whatsapp
- Foren auf Medienseiten: heise, Spiegel
Auch wenn es viele Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Sozialen Netzwerken gibt. In der Regel basieren sie auf einem Post (Text, Bild, Video) und der Reaktion (Like, Kommentar, Teilen). Dazu gibt es ein Profil in dem mehr oder weniger Informationen zu finden sind. Im Detail und in der Bedienung unterscheiden sich die einzelnen Netzwerke dann doch mehr. Es ist daher sinnvoll sich zuerst einmal mit einem Netzwerk zu beschäftigen um zu verstehen, wie es funktioniert. Es stellen sich Fragen wie: Wie gestalte ich meinen Account? Wie aktiv sollte ich sein? Gibt es Gruppen(alle können posten)? Gibt es Kanäle (einer postet)? Kann man Listen anlegen und sind diese öffentlich? Wie kann man seinen Feed (individuelle Startseite mit Nachrichten von wem?) gestalten? Wie folgt man einem Account oder ist es besser dies zu lassen?