Verifikation – ein wichtiger Schritt bei OSINT

Informationen im Internet zu finden erscheint oft sehr einfach, weil Dir durch die Suchmaschinen schnell Webseiten angezeigt werden, auf denen diese Information zu finden ist. OSINT ist allerdings nicht nur das Finden von Inhalten, sondern auch die Verifikation der gefundenen Informationen, wie ich schon in meinem Artikel über „Was ist überhaupt dieses OSINT?“ dargestellt habe.

Oftmals wird der Tipp gegeben, dass Du mehrere Quellen finden sollst, die unabhängig voneinander sind. Dieser Ratschlag ist sicherlich richtig, aber die Frage ist natürlich auch woran Du das erkennen sollst. Wenn jemand die Quellenangabe bei einer Behauptung einfach weglässt obwohl er sie abgeschrieben hat, kann dies wie eine unabhängige weitere Quelle wirken.

Für dieses Problem kann die Analyse des Sprachstils hilfreich sein. Ähnliche oder identische Terminologie können ein Hinweis darauf sein, dass Texte voneinander abgeschrieben wurden ohne dies kenntlich zu machen. Die verwendete Terminologie kann aber auch einen Hinweis geben, ob es ich um eine seriöse oder eine tendenziöse bis manipulative Information handelt. Viele sprachliche Fehler können z.B: einen Hinweis darauf geben, dass die Inhalte mit Hilfe von Übersetzungsdiensten erstellt wurden. Durch den Einsatz von modernen KIen werden die Fehler in solchen Texten jedoch deutlich weniger.

Natürlich ist es hilfreich, wenn Du die Seriosität einer Quelle einschätzen kannst. Aber auch hier solltest Du Dir im klaren sein, dass auch der seriösesten Quelle ein Fehler unterlaufen kann. Allerdings korrigieren diese Quellen fehlerhafte Angaben und machen dies auch transparent. Offizielle Quellen wie das Markenregister des Deutschen Marken und Patentamtes oder das Unternehmensregister vom Bundesanzeiger sind sicherlich seriöser einzustufen als Blog XY oder Forenbeitrag Z oder Soziales Netzwerkposting XYZ. Vielleicht hast Du auch Zugriff auf spezielle, kostenpflichtige oder nichtöffentliche Datenbanken mit Informationen, die Du dazu benutzen kannst Informationen aus dem Internet abzugleichen.

Während der Corona-Pandemie wurden zum Beispiel Videos von einer Person geteilt, die zuvor Lichtnahrung als Alternative zur festen und flüssigen Nahrung für möglich hielt. Natürlich kann ein Mensch der so offensichtlichen Unsinn vertritt in einem anderen Zusammenhang etwas Richtiges behaupten. Aber jede Information dieser Person hinsichtlich der Pandemie würde ich definitiv sehr kritisch hinterfragen. Es ist also sinnvoll, nicht nur die Information als solche wahrzunehmen, sondern sich zusätzlich über die Person zu informieren, die diese Information gegeben hat.

Sind Quellenhinweise angegeben, ist es unbedingt erforderlich, sich die Originalquelle anzusehen. Es wäre nicht das erste mal, dass zwar eine Quelle angegeben ist, die aufgestellte Behauptung aber in der Originalquelle gar nicht zu finden ist oder sich aus ihr schlussfolgern ließe.

Mißbrauch von Bildern

Gerade in sozialen Netzwerken werden immer wieder Bilder gepostet und mit einer Botschaft versehen. Oftmals helfen einfache Bilderrückwärtssuchen, um herauszufinden, dass das Bild viele Jahre zuvor in einem völlig anderen Zusammenhang erstveröffentlicht wurde. Faktenchecker wie Mimikama oder Correctiv verwenden die Bilderrückwärtssuche schon seit Jahren, um die Erstveröffentlichung eines Bildes zu finden und haben unzählige Beispiele dokumentiert.

Ein schönes Beispiel hat hier Kabarpoitik.com aufgeführt. Es geht um die Behauptung es hätte eine Demonstration zur Beendigung von COVID-19 gegeben. Tatsächlich stammt das Bild aus 2016 und nicht aus 2020. Das Bild konnte in einem Artikel der New York Times aufgefunden werden.

Oft kann es auch helfen nach auffälligen Phrasen in Anführungszeichen zu suchen und dann z.B: die Worte Mimikama oder Correctiv mitzugeben um zu sehen ob sich Faktenchecker mit dem gefundenen Inhalt bereits auseinandergesetzt haben.

"blah blubb blubber" Mimikama OR Correctiv

Bei RootAbout kannst du auch die Fotos aus dem Internet-Archiv Archive.org durchsuchen.

Durch KI erzeugte Inhalte

Natürlich kannst Du auch auf durch KI erstellte Inhalte stoßen. Ich habe dazu schon mehrere Artikel verfasst über KIen die KI Bilder (und z.T. auch andere KI Inhalte) erkennen wollen. Spoiler: Natürlich bieten diese KIen keine 100%ige Sicherheit. Manche KI-Bilder wie z.B. von thispersondoesnotexist lassen sich anhand typischer Fehler der KI erkennen. Aber auch hier gilt, dass die nächste Version es sicherlich besser macht und moderne KIen heute schon täuschend echte Bilder generieren können.

Zum Glück haben viele dieser Bilder bisher noch gravierende Fehler. Dieses Bild soll angeblich von einem Parteitag der Grünen stammen. Wenn Du Dir dann aber die Stuhlbeine der Sitzgelegenheiten genauer ansiehst erkennst Du leicht, dass da etwas nicht stimmen kann.

Auch haben die KIen die Physik noch nicht so richtig verstanden, so dass es oft Fehler mit Licht und Schatten oder Spiegelungen gibt. Schriften sind in der Regel kunstvolles Gekrakel aber keine lesbaren Buchstaben

Immer wieder gehen auch Gegenstände ineinander über oder die Proportionen stimmen nicht:

oder Gegenstände sind unvollständig wie dieser Tisch:

Obwohl dieses Bild relativ leicht als KI-generiert erkannt werden kann, wurde es massiv in sozialen Netzwerken verbreitet. Umso wichtiger ist es im Rahmen von OSINT diese Checks durchzuführen und sich nicht auf eine falsche Fährte bringen zu lassen. Hierbei hilft die selbe Technik, die ich auch für die manuelle Bilderrecherche empfohlen habe. Lege ein Raster über das Bild und schau dir jedes einzelne Feld genau an. Es ist viel einfacher ein Bild so strukturiert zu untersuchen als Wenn Du versuchst das gesamte Bild anzusehen um Fehler zu entdecken.

Und dennoch solltest du KI nicht unterschätzen. Auch wenn viele Bilder erkennbare Fehler aufweisen, hängt es doch stark von der eingesetzten KI und den Fähigkeiten der Person ab, die sie nutzt. Je besser die eingesetzte KI und je besser die Fähigkeit einen sogenannten Promt zu schreiben sind, umso schwieriger wird es derartige Erzeugnisse zu erkennen.

Zeitstempel

Manchmal ist es auch erforderlich den genauen Zeitpunkt einer Veröffentlichung zu kennen. Viele sozialen Netzwerke zeigen Zeitstempel, die sie haben, nur ungenau an. Bei Youtube z.B: wird nur der Tag des Streams aber nicht die Uhrzeit angezeigt. Im Quelltext der Webseite ist aber zu finden, von wann bis wann der Stream ging. Um den Quelltext anzusehen klickst Du mit der rechten Maustaste auf die Webseite und wählst „Quelltext anzeigen“ aus. Mit Strg+F kannst Du das Suchfenster öffnen. Nun gibst Du startDate ein. Und Voila hier siehst Du von wann bis wann der Stream ging. Das +00:00 steht für die Zeitzone GMT. D.h. für Deutschland mußt du je nach Sommer- oder Winterzeit noch 1-2 Stunden hinzugeben.

Dieses Bild habe ich am 21. Dezember auf Instagram gepostet. Die Uhrzeit wird auch bei Instagram nicht angezeigt.

Wenn Du nun die Webentwicklertools durch das Drücken der Taste F12 öffnest und dann Network öffnest findest du einen Eintrag der die selbe Buchstaben und Zahlenkombination enthält wie die Instagram URL des Beitrags. (Du mußt die Seite nach dem Start der Webentwicklertools neu laden) Wenn Du ihn anklickst öffnet sich rechts ein Bereich in dem Du Response auswählst. Dann drückst Du Strg+F und suchst nach taken_at. Du erhältst den Unix Timestamp des Postings. Der Unix Timestamp sind die Anzahl der Sekunden seit dem 1.1.1970.

Wenn Du nun einen Unix Timestamp Converter befragst, wirst Du die genaue Uhrzeit erhalten.

Leider ist jedes Soziale Netzwerk anders und es gibt keine Garantie dass die Daten im Quelltext zu sehen sind. Aber einen Versuch ist es wert. Steven „NixIntel“ Harris hat in seinem Blog einen längeren Artikel dazu veröffentlicht, wo welche Zeitstempel zu finden sind.

Abschließende Worte

OSINT ist ein Prozess, der weit über das Finden von Informationen hinausgeht. Die Verifikation gefundener Informationen ist ein essentieller Bestandteil von OSINT. Erst wenn Du Dir sicher bist, dass die gefundene Information auch plausibel ist, eignet sie sich für einen Bericht.